Fototechnik allgemein Bildstabilisierung

Ursula

Mitglied
Registriert
10.03.08
Beiträge
12
Eine Bekannte von mir möchte sich ein Canonobjektiv 70-200 kaufen. Ohne Stabi, da sie bewegte Bilder machen möchte und laut ihrer Aussage, dazu der Stabi nicht nötig ist.
In einem Fotoworkshop wurde von der Fotografin erklärt, der Stabi mache die Focusierung langsamer und es würden weniger Bilder verwackelt. Eure Erfahrungen und Meinungen!
 
AW: Bildstabilisierung

Hallo!

Siehe hier -aus Wikipedia Stichwort Bildstabilisierung:

"Der praktische Gewinn einer Bildstabilisierung liegt – nach Herstellerangaben – bei bis zu vier Blendenstufen, sie ermöglicht demnach eine bis zu sechzehnfache Belichtungszeit gegenüber dem nicht stabilisierten System. Daher erweitert ein Bildstabilisator die Möglichkeiten der Freihandfotografie in Bezug auf die Verschlusszeit sowie auf die Brennweite des Objektivs. Dabei wird allerdings von unbewegten Motiven ausgegangen. Gegen Bewegungsunschärfe hilft nur eine kürzere Belichtungszeit. In der Sport- und Konzertfotografie beispielsweise ist der Nutzen einer Bildstabilisierung daher oft geringer als erhofft."

Grüße I.F.
 
AW: Bildstabilisierung

Hallo!

Ein Tele-Objektiv ohne Bildstabi ist Unsinn. Der Stabi hindert nicht die Bewegtbilder, da es einen extra Modus für solche Bilder gibt. Gehts nicht um so heftige Bewegungen, sondern das Objektiv bleibt statisch, aber das Motiv bewegt sich, ist der Stabi auch hilfreich, da er die kleinen Wackler des Fotografen ausgleicht. So hat man gegebenenfalls bei Bildunschärfe reine Bewegungsunschärfe des Motivs - was man ja über die Belichtungszeit steuern kann.

Umgekehrt, bei schlechten Lichtverhältnissen ist dann bei Teles schnell Schluss mit längeren Belichtungszeiten, wenn der Stabi nicht aushilft.

Zur Verzögerung des Autofokus:
Bis man den richtigen Bildausschnitt angeschwenkt hat, ist das Bild längst scharf gestellt. Die aktuellen Canon-Objektive sind schon extrem schnell beim Scharfstellen, so daß man da keine Sorgen haben braucht.

Es wäre interessant zu erfahren, für welche Motive genau das Objektiv vorgesehen ist.

Gruß,

Ralf
 
AW: Bildstabilisierung

Eine Bekannte von mir möchte sich ein Canonobjektiv 70-200 kaufen. Ohne Stabi,
Dann empfehle ich, neben der Mitnahme der Kamera auch das Stativ nicht zu vergessen.
Schon 70 mm entspr. 112 mm KB, bei 200 mm sind es 320 mm Brennweite.
Wer da noch eine Aufnahme verwacklungsfrei hinbekommt, ist ein As.

Man muss nämlich zwischen Verwacklungs- und Bewegungsunschärfe unterscheiden, wie bereits von den Vorpostern vermerkt.
 
AW: Bildstabilisierung

Das weiß ich alles, aber Erklärungen meinerseits wurden als Provokation angesehen. Sie möchte Tierfotografien machen.

Danke auch für die Antworten.
 
AW: Bildstabilisierung

aber Erklärungen meinerseits wurden als Provokation angesehen. Sie möchte Tierfotografien machen.
Reisende soll man nicht aufhalten. Warum fragt die Bekannte dann, wenn sie der Superfotografin mehr glaubt.?
Dann muss sie halt ihre Erfahrungen selbst sammeln.
 
AW: Bildstabilisierung

Hallo Ursula!

Na, immerhin hast Du dann hier eine mehrfache Bestätigung für Deine Ansichten gefunden. Für anspruchsvolle Tierfotografien - so hört es sich für mich an - wäre das EF 100-400 mm viel besser geeignet. Eine maximale Brennweite von 200 mm schränkt ziemlich ein.

Gruß,

Ralf
 
AW: Bildstabilisierung

Hallo,

ich glaube festgestellt zu haben, dass der Stabi die Bilder ab er auch unscharf machen kann. Ich habe mit meinem Canon EFS18-135 Bilder mit Stativ aus ca. 20 m Entfernung mit Brennweite 18 mm und Langzeitbelichtung (1s bis ca 20 s) gemacht. Die waren mit Stabi deutlich unschärfer als ohne. Es scheint mir, als gäbe es eine leichte Überkorrektur, wenn die Kamera (EOS 60D) sich nicht bewegt.
Kann das jemand aus eigener Erfahrung bestätigen?

LG

Bernd
 
AW: Bildstabilisierung

Hallo Bernd,

selbstverständlich muß der Stabi bei Aufnahmen mit Stativ IMMER ausgeschaltet sein. Beim Einbeinstativ scheiden sich die Geister - da ist es wohl abhängig von Brennweite, Kamerasystem und eigenem Zitterfaktor ;)

VG, Walter
 
AW: Bildstabilisierung

Hallo!

Das IMMER kann man so nicht stehen lassen. Es kommt immer drauf an, ob der Objektivhersteller in der Bedienungsanleitung das Ausschalten bei Stativeinsatz empfiehlt bzw. voraussetzt. Bei Canons L-Objektiven beispielsweise ist das nicht immer der Fall.

Gruß,

Ralf
 
AW: Bildstabilisierung

Hallo!

Bei Kameras mit in das Gehäuse eingebauten Stabis steht in der Bedienungsanleitung (Beispiel Sony): "Deaktivieren Sie bei Verwendung eines Stativs die SteadyShot-Funktion, da andernfalls SteadyShot-Fehlfunktionen auftreten können."

Umkehrschluss für Objektiv-integrierte Stabis: Sinnvoll immer - Ausnahme bei Verwendung eines Stativs. Da man bei jedem Objektiv den eingebauten Stabi deaktivieren kann, ist dieser auf alle Fälle ein Plus gegenüber einem nichtstabilisierbaren Objektiv. Es gibt keine Zwangsverwendung! Man sehe sich in diesem Hinblick einfach auch mal den Markt bei Gebrauchtobjektiven an, bei den unteren und mittleren Objektivserien sind die ohne Stabi praktisch unverkäuflich bis nur noch zu einem eher symbolischen Preis loszukriegen (nur mal in der Bucht nach dem Preisniveau von Einsteigerzooms ohne Stabis schauen!).

Selbstverständlich kann man auch ohne Stabi gute Aufnahmen machen, genauso wie man mit der Pferdekutsche zur Arbeit käme. Aber wer tut das schon freiwillig?

Gruß

Günter
 
AW: Bildstabilisierung

Hallo,

meine Meinung:

System mit Stabi => Da sind die Möglichkeiten besser. Man hat nicht nur Bewegtbilder und bei stehenden Bilder ist der Gewinn in bestimmten Belichtungszeiten exorbitant. Der Detailgewinn durch stabilisierte Bilder mit geringeren Belichtungszeiten ist wesentlich größer, als wenn die ISO-Werte hochgefahren werden müssten.

Zeitverhalten:
Natürlich kostet ein Stabilisator Auslösezeit! Der Stabilisator, egal ob in Body oder im Objektiv, muss sich vor der Auslösung einschwingen. Bei hochwertiger Permanentstabilisierung ist sie etwas geringer, kostet aber auch mehr Strom => weniger Bilder. Der Verlust an Zeit ist allerdings meist verschmerzbar gering, die Seriengeschwindigkeit kann je nach System mit Stabi allerdings sinken.

Qualität:
Ein Stabilisator garantiert nicht immer bessere, unverwackeltere Bilder. Bei bestimmten Belichtungszeiten kann es von Vorteil sein, ihn auszuschalten, da durch Interferenz mit dem Spiegelschlag die Verwacklung überkompensiert werden kann. In der Regel wird aber die Ausbeute besser sein. Ab einer gewissen Brennweite steigt der Ausschuss sowieso an. Gegenwirken kann Qualität der Ausrüstung und Erfahrung des Fotografen.

Wann ausschalten:
Bei Stativaufnahmen mit Spiegelvorauslösung ist das Ausschalten des Stabis meist empfohlen. Es kann zu sich aufbauenden Interferenzschwingungen mit dem Stativ kommen.
Wird das Stativ nur als Stabilisierungshilfe (meist Einbein) verwendet und doch ohne Vorauslösung per Hand ausgelöst, ist es jedoch oft besser den Stabi zu verwenden. Das Ergebnis ist bei hohen Brennweiten bei mittleren Verschlusszeiten meist schlechter als mit Vorauslösung und ohne Stabi auf einem stabilen Stativ. Aber immer noch besser, als Freihand. Nur was nützt es, ein Stativ minutenlang einzurichten, wenn das Objekt der Begierde weg ist, bis man fertig ist?
Auch gilt (meist): Super knackscharfe Bilder mit exorbitanter Detailzeichnung an der oberen Grenze des optischen Systems sind mit Stabi seltenst zu erreichen. Jedoch sind Bilder dieser Qualität sowieso recht selten und erfordern IMMER einen Fotografen mit sehr viel Erfahrung, da hier auch die Schärfenebene und korrekte -tiefe mit einspielen. Glückstreffer bestätigen die Regel. Die schärfsten Bilder habe ich idR ohne Stabi gemacht, jedoch reicht oft das Licht nicht dazu oder die Zeit ein Stativ aufzustellen. Besser ein (sehr) gutes Bild, als gar kein (extrem gutes) Bild.

Modi:
Bei Mitziehern kommt es auf die Lichtmenge an und was will man erreichen. Es gibt bei manchen Systemen vertikale und horizontale Mitzieheinstellungen des Stabis. Das heißt: Nur eine Richtung wird stabilisiert. Das kann sehr helfen oder auch kräftig in die Hose gehen, wenn man die Kamera mal schnell von Hochkant auf Normal dreht oder umgekehrt oder diagonal mitzieht und vergisst, den Stabi um-/auszuschalten.
Ist stark situationsabhängig und sollte mit Bedacht gewählt werden. Manchmal, z. B. im Rennsport sind dagegen solche Modi oft ein Gewinn. Da kommt es aber auch nicht so auf darauf an, eine Haarsträhne oder ein Gefieder aufzulösen. Eine gewisse Unschärfe ist ja auch gewollt um Geschwindigkeit auszudrücken.

Fazit:
Bei schnell wechselnden Situationen mit Bewegtbildern z. B. Umzügen bin ich dazu übergegangen, den Stabi auszuschalten, Verschlusszeit und Blende voreinzustellen (M) und den Rest der ISO-Automatik (Grenzbereiche vorher einstellen) zu überlassen. Hat man eine kleine Pause, sollte man zwischendurch allerdings mal die Belichtungsparameter überprüfen.

Allerdings gilt hier wie meist: Lieber näher ran, als große Brennweite! Man kommt mit den Belichtungszeiten automatisch weiter runter, es gibt keine Luftverzerrungen, die die Frage mit oder ohne Stabi obsolet machen und wesentlich weniger Ausschuss....wenn es denn möglich ist. In freier Wildbahn heißt das dann wohl meist, Investition in ein Tarnzelt und vor allem: Viel Geduld und auch mal die Möglichkeit einplanen, mehrmals den Ort aufzusuchen!

Wie Eingangs bereits erwähnt: Nur meine Meinung....

PS: Als Genussmensch sage ich gerne: Bei einer Breze mit zuviel Salz kann ich das zuviel an Salz entfernen, auf eine ohne Salz kann ich keines draufkleben, damit sie schmeckt.
 
AW: Bildstabilisierung

Danke Werner für diesen lehrreichen Beitrag. Wenn man nur immer an alles denken würde.

Gruß
Manfred
 
AW: Bildstabilisierung

Danke euch allen.

Solch hervorragend Formulierte Beiträge sind ein Genuß zu lesen.

Günther, TaT sind in Arbeit, vergiss bitte das Stativ nicht ;)
 
AW: Bildstabilisierung

Auch von mir vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen.
Ich ziehe symbolisch meinen Hut, insbesondere vor Werner.

LG

Bernd
 
Zurück
Oben