Fototechnik allgemein Die Farbe des Schnees

guenter_w

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Hallo!

Heute nachmittag hat offensichtlich der schneegeschockt Osterhase aus Versehen Eierfarbe über den Schnee gekippt:

bonbonschnee.jpg

Der Weißabgleich hat garantiert nicht versagt.

Gruß

Günter
 
AW: Die Farbe des Schnees

ein gamma - weißabgleich über die schneefläche..



.. lässt die farben etwas natürlicher wirken.
aber das ist sicher geschmackssache.
 
AW: Die Farbe des Schnees

Hallo,
kann mir schon vorstellen, daß Günters Bild schon das natürlichere ist, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt. Habe auch solche Aufnahmen, wo auf dem Schnee die rote, untergehende Sonne reflektiert wird. Und soweit ich mich erinnere, war der Schnee tatsächlich so rötlich.
Gruß
Jürgen
 
AW: Die Farbe des Schnees

Juergen_net schrieb:
Hallo,
kann mir schon vorstellen, daß Günters Bild schon das natürlichere ist, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt. Habe auch solche Aufnahmen, wo auf dem Schnee die rote, untergehende Sonne reflektiert wird. Und soweit ich mich erinnere, war der Schnee tatsächlich so rötlich.
Gruß
Jürgen
vielleicht ist man auch geneigt, die fotografie als darstellung der realität zu deuten, weil das ergebnis gefällt. (?)
günter_w schrieb, dass der weißabgleich garantiert nicht versagt hätte. wie kann er das mit solcher bestimmtheit sagen?
wozu macht man denn in der foto-bearbeitung den weißabgleich? <= das ist übrigens etwas, was ich schon immer mal genau erfahren wollte... was macht der weißabgleich eigentlich? er soll ja nicht ursprünglich weiße flächen, die z.b. von der sonne oder anderen strahlern *warm* angestrahlt werden wieder weiß machen.. das würde ja den realen eindruck nicht richtig wieder geben.
aber ob die realität so wie auf günters bild war... hmm.. *schön* sind die farben wohl..
ich erinnerer mich noch an 1 *diskussion* wo es um die bläue von himmeln ging. mir erschien das blau oft viel zu dunkel bis dunkelviolett.. es stellte sich zuletzt heraus, dass die darstellung der realität mit der darstellung durch einen polfilter gleichgesetzt wurde.. (als wenn wir alle mit polfilter-brillen herumlaufen würden..) aber das nur mal am rande. ;D
 
AW: Die Farbe des Schnees

FlorianSommer schrieb:
günter_w schrieb, dass der weißabgleich garantiert nicht versagt hätte. wie kann er das mit solcher bestimmtheit sagen?

Hallo!

Der Einwand musste kommen, deshalb ein leicht veränderter Blickwinkel ca. 40 Minuten zuvor (mit denselben Kameraeinstellungen):

weissblau.jpg

Da war der Hase noch nicht da! ;)

Gruß

Günter
 
AW: Die Farbe des Schnees

das ist in der tat interessant.
was mich wundert, ist, dass der gleiche gamma-weißabgleich, wieder nur über die schneefläche, diesmal bewirkt, dass das bild etwas rötlicher (wärmer) wird.



was macht der gamma-weißabgleich denn eigentlich?
 
AW: Die Farbe des Schnees

Hallo,
aus der Hilfe:
Der Weißabgleich-Gamma arbeitet im Gegensatz zum normalen (linearen) Weißabgleich mit Hilfe einer Gamma-Kurve. Das bedeutet, dass die Farbwerte des Bildes – abhängig vom gewählten Grauwert – unterschiedlich stark korrigiert werden (helle und dunkle Bildbereiche wenig bis garnicht).

Grüße
Micha
 
AW: Die Farbe des Schnees

Hallo!
Mal abgesehen von technischen Einzelheiten des Weißabgleichs, etwas Farbenlehre:
Es ist grundsätzlich so (in der Natur), dass die Farbe des Schattens (Halbschattens) immer komplementär zur Farbe des Lichts ist.
Wenn also das abendliche Sonnenlicht orangefarbig ist, dann ist der farbige Schatten blau, ist die Sonne gelblicher, dann ist die Farbe des Schattens logischerweise wärmer, rötlicher blau. Rötet sich das Sonnenlicht geht er ins türkise.
Gruß Heiner
 
AW: Die Farbe des Schnees

Hallo!

Noch was zur Farbe der Schatten:

Sie entsteht aus einer Lichtmischung:

1. Durch Beugung des Lichts an den Kanten des schattenwerfenden Objektes
2. Durch Streuung des Lichtes an Schwebeteilchen
3. Durch die diffuse Einstrahlung des Himmels
4. Durch Radiosity, also gestreutes Licht aller beleuchteteten umliegenden Objekte.

Drittens macht den weitaus größten Anteil der Schattenfarbe aus. Ist der Himmel wolkenlos und blau, werden die Schatten ebenfalls blau, sofern die Einstrahlrichtung dafür ausreicht. Bei bedecktem Himmel gibts keine blauen Schatten, genausowenig wie im Wald. Im dichten Wald ist die Lichtmischung ziemlich ausgewogen, da nur wenig direkter Sichtkontakt zum Himmel existiert. Der Wald von außen dagegen kann sehr stark blaue Schatten haben.

Und schließlich darf nicht vergessen werden, daß ein Objekt auch im Schatten nur die Farbe hat, die vom Objekt vom auftreffenden Licht zurückgestrahlt wird. Verschluckt es den blauen Lichtanteil weitgehend, kann unser Auge auch kein blaues Licht erreichen.

Gruß,

Ralf
 
AW: Die Farbe des Schnees

ralfeberle schrieb:
Noch was zur Farbe der Schatten:

Sie entsteht aus einer Lichtmischung:

1. Durch Beugung des Lichts an den Kanten des schattenwerfenden Objektes
2. Durch Streuung des Lichtes an Schwebeteilchen
3. Durch die diffuse Einstrahlung des Himmels
4. Durch Radiosity, also gestreutes Licht aller beleuchteteten umliegenden Objekte.

Drittens macht den weitaus größten Anteil der Schattenfarbe aus. Ist der Himmel wolkenlos und blau, werden die Schatten ebenfalls blau, sofern die Einstrahlrichtung dafür ausreicht. Bei bedecktem Himmel gibts keine blauen Schatten, genausowenig wie im Wald. Im dichten Wald ist die Lichtmischung ziemlich ausgewogen, da nur wenig direkter Sichtkontakt zum Himmel existiert. Der Wald von außen dagegen kann sehr stark blaue Schatten haben.

Und schließlich darf nicht vergessen werden, daß ein Objekt auch im Schatten nur die Farbe hat, die vom Objekt vom auftreffenden Licht zurückgestrahlt wird. Verschluckt es den blauen Lichtanteil weitgehend, kann unser Auge auch kein blaues Licht erreichen.
und das alles weiß der gamma-weiß-ausgleich? oder was macht der eigentlich genau?
die antwort aus der hilfe, von m.s. zitiert, macht mich nicht wirklich schlauer.
 
AW: Die Farbe des Schnees

FlorianSommer schrieb:
und das alles weiß der gamma-weiß-ausgleich? oder was macht der eigentlich genau?
die antwort aus der hilfe, von m.s. zitiert, macht mich nicht wirklich schlauer.


Hallo!

Nöö - das weiß der Gamma-Weißabgleich natürlich nicht! Das ist eine der Situationen, in denen der Weißabgleich per EBV nicht zum richtigen Ergebnis verhilft.

Vor Urzeiten gab es mal den tollen Tipp mit dem Pringles-Deckel als Referenz für den manuellen Weißabgleich mit der Kamera. Ich mag Pringles nicht, habe aber mit Todesverachtung eine ganze Dose leer gegessen - mir ist noch heute schlecht davon! Aber es funktioniert prima!

Gruß

Günter
 
AW: Die Farbe des Schnees

guenter_w schrieb:
Nöö - das weiß der Gamma-Weißabgleich natürlich nicht! Das ist eine der Situationen, in denen der Weißabgleich per EBV nicht zum richtigen Ergebnis verhilft.

Vor Urzeiten gab es mal den tollen Tipp mit dem Pringles-Deckel als Referenz für den manuellen Weißabgleich mit der Kamera. Ich mag Pringles nicht, habe aber mit Todesverachtung eine ganze Dose leer gegessen - mir ist noch heute schlecht davon! Aber es funktioniert prima!
das verstehe ich ja gerade nicht. was nützt mir denn der weiße deckel? schnee müsste ja als referenz eigentlich noch viel besser geeignet sein? etwas weißeres gibt es doch nicht. aber genau hier ist das, was ich nicht verstehe: wir beide wollen den schnee ja nicht weiß haben, sondern so, wie er in realität war. und wenn der weiße pringles-deckel von z.b. warmen licht angestrahlt wird, will ich das auf dem foto möglichst genau so haben. und nicht anders. auch nicht weiß.
oder was hab ich bislang grundsätzlich falsch verstanden?
 
AW: Die Farbe des Schnees

FlorianSommer schrieb:
das verstehe ich ja gerade nicht. was nützt mir denn der weiße deckel? schnee müsste ja als referenz eigentlich noch viel besser geeignet sein? etwas weißeres gibt es doch nicht. aber genau hier ist das, was ich nicht verstehe: wir beide wollen den schnee ja nicht weiß haben, sondern so, wie er in realität war. und wenn der weiße pringles-deckel von z.b. warmen licht angestrahlt wird, will ich das auf dem foto möglichst genau so haben. und nicht anders. auch nicht weiß.
oder was hab ich bislang grundsätzlich falsch verstanden?

Wenn ich weißen Schnee haben will, nehme ich die Farbe des Schnees (egal wie sie aussieht) als Referenz für den Weißabgleich. Das geht natürlich.

Wenn ich die Farbe des Schnees so haben will, wie sie im Augenblick der Aufnahme aufrgrund der Reflektionen des Lichtspektrums ist, dann muss ich einen Weißabgleich entweder auf eine wirklich weiße Fläche (z.B. Papiertaschentuch, aber frisch und unbenutzt) oder eine Graukarte mit 18 %, hilfsweise den zitierten Pringles-Deckel machen.

Schnee an sich hat keine Farbe! Abgesehen von manchmal gelbem... ;) ;D oder sonst verschmutztem. Schnee reflektiert durch die unendlich große Vielzahl von Kanten der Kristalle das gesamte einfallende Lichtspektrum. Wenn nun das Himmelslicht durch die schrägstehende Sonne rosa erscheint, egibt sich rosa Schnee - so einfach ist das.

Demzufolge ergibt sich, dass ein Weißabgleich in der EBV auf den Schnee nicht unbedingt ein korrektes Ergebnis erbringt.

Auf meinen beiden Bildern kann man das bei genauem Hinsehen nachvollziehen. Auf dem ersten gibt es durchaus auch weißen Schnee (ganz rechts im Bild vor der Hecke und auf dem Hausdach auf dem Hügel), auf dem zweiten Bild erscheint der Schnee im Vordergrund weiß mit leichtem Blaustich, während er zwischen den Weinbergen einen warmen Schimmer hat.

Gruß

Günter
 
AW: Die Farbe des Schnees

Ja im konkreten Fall nützt der Deckel auch nichts, es sei denn man platzierte ihn so, dass er im Kernschatten läge: Kein Sonnenlicht darauf, kein indirektes Licht vom Himmel.... praktisch nicht so ganz einfach. Überhaupt muss man sich darüber klar sein, dass der Weißabgleich keine Wunder vollbringen kann. Will sagen, auch für diese Automatik gilt: nicht überall verwendbar und nicht letzte Entscheidungsinstanz.
Die immanenten Schwächen dieser Funktion sind natürlich nicht immer so bedeutsam, aber gerade bei diesem Bild offensichtlich. Oder anders ausgedrückt: für subtile Korrekturen geeignet, aber kein Ersatz für Farbtonverschiebungen. Es verändert sich zwar viel, wenn ich auf den Schnee klicke beim Weißabgleich, jedoch falsch. Die Auswirkungen beziehen sich eben immer auf das ganze Bild (wenn nicht zuvor bewusst bestimmte Bereiche ausmaskiert werden) Die Veränderung der Farben im direkt beleuchtenden Teil (Sonnenlicht) und im Halbschatten sind jedoch in der Wirklichkeit gegenläufig! Wenn ich also beim besonnten Teil mittels Weißabgleich rot herausnehme, dann wird auch der Schatten ent-rötet und das ist in der Natur anders.
Für die farbigen Halbschatten gilt, dass sie komplementär zur Farbe der direkten Lichtquelle gefärbt erscheinen! Wird also das Sonnenlicht orange, dann müsste der farbige Schatten blaulich, wird der Schnee warm-gelblich, dann müsste der Halbschatten violettlicher erscheinen, roter, rosaner Schnee: blaugrünlich-türkis....
Nur wenn ich eine entsprechend platzierte Fläche, meinetwegen den berühmte Deckel, ins Bild bringe, an neutraler Stelle, (Kernschatten) kann ich den Weißabgleich sinnvoll (subtil) verwenden. Daher auch der "automatische Weißabgleich" der Kameras mit besonderer Vorsicht zu genießen..
 
AW: Die Farbe des Schnees

Hallo Heiner!

Danke für die Ergänzung! Ich vergaß bei der Erwähnung des Weißabgleichs vor Ort, dass dieser selbstverständlich in einem möglichst beleuchtungsneutralen Gebiet, also im Schatten erfolgen muss, sonst bringt er manuell nix! Bei einer ordentlichen Kamera tuts da dann die automatik besser.

Gruß

Günter
 
AW: Die Farbe des Schnees

guenter_w schrieb:
Ich vergaß bei der Erwähnung des Weißabgleichs vor Ort, dass dieser selbstverständlich in einem möglichst beleuchtungsneutralen Gebiet, also im Schatten erfolgen muss, sonst bringt er manuell nix!
Vielen Dank für den Nachtrag. Dachte gerade darüber nach, was denn den Deckel vom Schnee unterscheidet. Beide reflektieren das Licht diffus. Aber den Deckel kann ich in den Schatten tragen.....
Richtig unabhängig von der Beleuchtungssituation könnte man wohl nur mit einer selbstleuchtenden Weißreferenz sein. Aber das stelle ich mir sehr schwirig vor...
Gruß
Jürgen
 
AW: Die Farbe des Schnees

Juergen_net schrieb:
Dachte gerade darüber nach, was denn den Deckel vom Schnee unterscheidet. Beide reflektieren das Licht diffus.

Hallo!

Da ist ein Denkfehler! Schnee reflektiert nicht diffus, sondern vollständig, der Pringles-Deckel aber wohl, insofern kommt er der Graukarte nahe. Das ist sein besonderer Kniff!

Gruß

Günter
 
AW: Die Farbe des Schnees

FlorianSommer schrieb:
... aber genau hier ist das, was ich nicht verstehe: wir beide wollen den schnee ja nicht weiß haben, sondern so, wie er in realität war...

Hallo, Florian,

der Weißabgleich, so habe ich das bisher verstanden, sorgt doch nur für die Anpassung des objektiv aufgenommenen Bildes, so wie unsere menschliche "Bildverarbeitung" :D das auch tut. Wir wissen, der Schnee ist weiß (genauso wie ein Blatt weißes Papier bei Glühlampenlicht), dann erwarten wir, daß er auch weiß erscheint. Und wenn das nicht der Fall ist, greifen wir zum Weißabgleich. Der muß logischerweise versagen, wenn wir Mischlicht haben. Wenn Du den Schnee so haben willst, wie er war, müßtest Du eigentlich auf Sonnenlicht (Tageslicht) stellen und damit zufrieden sein. Wenn Du es draußen anders empfunden ist, dann ist das eben die Anpassung unserer Augen. Man denke nur an das weiße Blatt Papier, das wir auch bei Kerzenlicht noch als weiß zu sehen glauben.
Was bleibt, ist, den Weißabgleich so einzustellen, daß man nach persönlichem Geschmack mit dem Bild zufrieden ist. ;)

Ich glaube nicht, daß man mit einem Weißabgleich per Graukarte oder anderen Hilfsmitteln bessere Ergebnisse erzielt. Weder das Ausrichten der Graukarte auf die Sonne noch auf das Himmelslicht, das ja im wesentlichen für die Schattenfarbe verantwortlich ist, wird zufriedenstellende Ergebnisse liefern. Wir werden jedesmal erschrocken sein, wie extrem das jeweils andere Licht ist.

Gruß

Gernot
 
AW: Die Farbe des Schnees

hallo,

bei den ganzen Infos und tiefschürfenden Überlegungen, hab ich den Thread lieber hierher verschoben....

liebe Grüße
Christa
 
AW: Die Farbe des Schnees

Der automatische bzw. manuelle Weißabgleich misst die FARBTEMPERATUR und passt anschließend die Farbkurven so an, daß ein möglichst natürlicher Eindruck entsteht. Analog gleicht man bekanntlicherweise mit unterschiedlichen Farb-Filtern aus.

Schnee reflektiert, wie Günter schon anmerkt, das Sonnenlicht so stark, dass er weniger geeignet für eine neutrale Messung der Farbtemperatur ist. Darüberhinaus spielt auch die Positionierung des Messobjektes (s. Heiner) eine Rolle.

Es ist aber nicht gesagt, daß eine genaue Farbwiedergabe auch das "beste" Ergebnis erzeugt. Das ist wieder einmal sehr subjektiv. Man kann auch sehr interessante Ergebnisse erzielen, wenn man farbige Flächen anmißt und keinen Graukeil (o. Pringles-Deckel :)).
 
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