Als Daumenwert nimmt man bei nicht vergütetem Glas pro Grenzfläche Glas-Luft circa 90% Transmission an. Eine Glasscheibe mit zwei Grenzflächen kommt demnach auf etwa 81% Transmission.
Eine Vergütung ohne Filtereigenschaften kann diesen Wert je nach Aufwand deutlich senken. Einfache Vergütungen, die nur aus einer oder wenigen Schichten bestehen, senken den Reflexionswert auf einen kleinen einstelligen Prozentbereich.
Aufwändigere Vergütungen, die aus vielen Schichten bestehen, können Reflexionswerte von deutlich unter 1% pro Grenzschicht erreichen. Bei einem Filter wird das je nach Filtercharakteristik nicht ganz so gut wie bei einer Entspiegelung werden.
Die Regel dabei ist recht einfach: je besser die Werte um so mehr Schichten benötigt man im allgemeinen und um so teurer wird die Sache.
Soviel zum Thema Abdunkeln des Bildes. Das ist aber im allgemeinen auch nicht das Hauptproblem.
Viel komplizierter wird es mit dem Thema Reflexionen und Streulicht. Das hat vielfältige Ursachen: zum einen gibt es Verschmutzungen und kleine Partikel, die unter dem Coating eingeschlossen werden. Die Beschichtung erfolgt zwar im Reinraum und hinterher werden die Gläser noch einmal intensiv inspiziert, aber dabei werden meist nur rel. größere Partikel, entdeckt.
Die nächste Ursache für Streulicht ist die Rauheit der Glas Oberflächen. Die ist zwar auch mikroskopisch klein, führt aber dennoch zu Streulichterscheinungen. Eine weitere Einflussgröße sind die Linsenränder, in denen die Linsen oder die Filtergläser in ihren Fassungen gefasst sind. Diese sind nur relativ grob geschliffen und nicht poliert.
Manchmal gibt es dort auch noch kleine Glasausbrüche. Mit einer Schwärzung der Linsenränder kann man hier einiges bewirken. Allerdings trägt diese Schwärzung wieder ein paar Mikrometer auf und beeinflusst damit die Passung der Linsen in ihren Fassungen. Bei Filtern ist die Passgenauigkeit nicht so kritisch.
Und dann gibt es noch die Fassung selbst, die auch geschwärzt werden muss. Und auch diese Schwärzung kann partiell geschwächt oder gestört sein, oder beim Festschrauben verletzt werden.
Das waren jetzt einige vorwiegend fabrikationsbedingte Mängel, die bei einzelnen Objekten beziehungsweise Filtern auftreten können oder auch nicht, je nachdem wie sorgfältig sie produziert wurden.
Dann gibt es aber auch noch Streulichterscheinungen, die im gesamten Objektivzusammenbau zum Tragen kommen und die sehr speziell von der gesamten optischen strecke bis zum Imager abhängen. Die Bildsensoren haben zur Kontaktierung Aluminiumbahnen. Diese reflektierten das Licht wieder zurück ins Objektiv.
Die eigentlich lichtempfindliche Fläche des Sensors hat ebenfalls glasähnliche Eigenschaften und reflektiert damit auch etwa 10% des Lichtes wieder zurück, eher noch mehr. Zusammen rechnet man mit etwa 50% Licht, das wieder zurück ins Objektiv reflektiert wird. Bei zukünftigen Sensoren wird man versuchen, diesen Wert durch eine Art Vergütung zu verbessern. Aber das ist wieder eine andere Sache.
Das Licht, das vom Sensor zurück reflektiert wird, gerät sozusagen von hinten her ins Objektiv. Je nach Anordnung der Linsen beziehungsweise deren Stellungen (bei einem Zoomobjektiv ist diese ja variabel) kann das Licht dann wieder - und im ungünstigsten Falle sogar durch eine konvexe Linsenfläche gebündelt- auf den im Sensor treffen.
Diesmals allerdings eher ungerichtet und damit als Streulicht oder noch schlimmer als deutlich sichtbare Spiegelung. Ähnliches gilt natürlich auch für Filterscheiben, die vor dem Objektiv befestigt werden.
Bei normalen Kameras ist das allerdings nicht überkritisch. Denn dort haben die Sensoren und der Film nur eine relativ begrenzte Dynamik. Dadurch werden nur die gröbsten Streulichtphänomene sichtbar. Normalerweise stellt man die Blende entsprechend ein.
Die kritischste Situation erhält man dann, wenn man die Blende so einstellt, dass man dunkle Bildteile noch gut erkennen kann und gleichzeitig mit einem Scheinwerfer in das Objektiv hineinstrahlt. Das wird ein Fotograf aber nur äußerst selten tun.
Die Quantifizierung der Streulichteigenschaften ist wegen der Vielfalt der Ursachen kaum machbar. Wir haben hier recht viel untersucht. Es wurden immer neue Algorithmen entwickelt, um aus dem entsprechenden Bild eine Maßzahl für das Streulicht zu entnehmen. Mit jeder neuen Lieferung von Objektiven kamen aber wieder ganz andere Fehlerbilder und Streulichtphänomene zum Vorschein, die mit den Algorithmen gar nicht mehr erfasst wurden.
Ich habe deshalb darauf bestanden, dass die Objektive im endgültig eingebauten Zustand mit der serienmäßigen Bildverarbeitung von von einem Menschen subjektiv beurteilt werden. Und das in der oben genannten kritischsten Anordnung, wobei auch noch die Richtung des einfallenden Lichtes über den ganzen Sichtkreis geschwenkt wird.
Das stieß naturgemäß auf sehr großen Widerstand seitens der Produktion, denn es ist recht teuer und subjektive Prüfungen sind natürlich nicht sehr beliebt. Dennoch sind diese Prüfungen besser als keine Prüfungen, oder als Prüfungen, die sich auf nicht relevante und nicht umfassende Zahlenwerte stützen.
In der Praxis haben sich diese subjektiven von einem Menschen durchgeführten Prüfungen von Anfang an bestens bewährt und haben uns nachweislich vor einem sehr großen Schaden bewahrt. Deshalb sind sie heute auch nicht mehr umstritten, sondern voll akzeptiert.
Aufgrund dieser Erfahrungen halte ich auch solche Zahlenwerte für nicht allzu aussagekräftig. Entscheidend ist immer der gesamte optische Pfad und die nachfolgende Bildverarbeitung.
So bitter es ist, bedeutet es aber, dass man den angepeilten Filter auf seiner Kamera in den entsprechenden relevanten Situationen und Brennweiten testen muss. Dabei kann es Kameras beziehungsweise Objektive geben, die mit Filtern generell schlechter zurande kommen als andere Kameras beziehungsweise andere Objektive. Das muss man allerdings wie gesagt austesten.
Wenn man für eine gegebene Kamera einen Filter aussucht, dann ist der Preis ein gutes Vergleichskriterium, da er auf die Anzahl der Vergütungsschichten schließen lässt (wenn man die Schwankungen der Handelsspanne ausgeschlossen hat). Wenn man es sich leisten kann, sollte man also zum teuren Filter greifen und spart sich damit einige Experimente, Zeit und unter Umständen Ärger. Man hat dann schon einmal den Filter, der am wenigsten Streulicht verursacht.
Wie gesagt, was die Kamera aus dem verbleibenden Streulicht macht, ist wieder eine andere Sache und kann eigentlich nur experimentell bestimmt werden. Es kann dann im schlechtesten Fall immer noch passieren, dass sich die Kamera beziehungsweise das Objektiv nicht so gut mit dem Filter verträgt und dass deshalb ein anderer Fotograf mit dem selben Filter aber mit einer anderen Kamera bessere Ergebnisse erzielt.