ralfeberle
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Hallo!
Einführung
Dieser Tip behandelt ein Spezialproblem und zeigt Wege auf, wie man trotz Widrigkeiten zu einem annehmbaren Resultat kommen kann. Die Bearbeitung ist aufwendig und lohnt sich nur, wenn man unbedingt auf ein weiterverwendbares Digitalbild angewiesen ist.
Beschreibung des Problems
Es gibt Fotopapier, das bei näherer Betrachtung eine regelmäßige Struktur hat. Sie besteht aus kleinen rautenförmigen Vertiefungen - siehe weiter unten die 1:1-Ausschnitte aus den Ausgangsbildern - die sich beim gescannten Bild in unregelmäßigen hellen Sprenkeln äußern. Man findet dieses Papier bei Fotos, die in matt ausbelichtet sind, nicht bei Hochglanz. Es ist aber nicht normales Matt, sondern nennt sich Seidenraster (Silk). Es wird meist in der professionellen Portraitfotografie eingesetzt und öfters auch bei Paßbildern. Es hat einen gewissen seidigen Glanz, der Bilder mit viel Haut lebendiger wirken läßt. Und es ist teurer als normales Fotopapier.
Verwendete Software
1. Arbeitsschritt: Scannen des Bildes
Ergebnis (Ausschnitt):
Bild 1: Erster Testscan: Ausgangsbild
Beschreibung:
Nach dem enttäuschenden Scanergebnis - das Bild sollte in guter Qualität ausgedruckt werden können - folgte die Überlegung, wie das Bild optimiert werden könnte. Die erste Idee war, da es ein Lichtreflexionsproblem beim Scannen ist, daß man versuchen könnte, das Bild jeweils um 90° gedreht einzuscannen und die sich damit ergebenden vier Bilder in einem Bild zu überlagern. Die Hoffnung war, durch das Überlagern würden sich die Sprenkel aufheben.
2. bis 4. Arbeitsschritt: Scannen des Bildes jeweils 90° weitergedreht
Ergebnisse (Ausschnitte):
Bilder 2 bis 4: Scans um 90°, 180° und 270° gedreht
Beschreibung:
Wie man sieht, sind die hellen Sprenkel ziemlich unterschiedlich. Doch ob sie unterschiedlich genug sind, wird man erst nach dem nächsten Schritt sehen!
5. Arbeitsschritt: Mischen der Bilder
Ergebnis (Ausschnitt):
Bild 5: Mischbild der Bilder 1 bis 4
Beschreibung:
Um mit FixFoto die Bilder mischen zu können, müssen sie alle pixelgenau gleich groß sein. Wenn alle vier Bilder in der Computer-Ansicht selektiert sind, können sie auf einmal gemischt werden. Die Funktion dafür findet man unter 'Effekte'...'Bilder mischen'.
Um die Bilder allerdings sauber mischen zu können, müssen sie alle exakt den gleichen Ausschnitt zeigen. Der Zuschnitt mit FixFoto ist etwas schwierig. Mit der Maus alleine ist es nicht zu machen, man muß, nachdem man mit der Maus einen Rechteckrahmen aufgezogen hat, mittels TAB in den Dialog 'Rechteck' schalten. Ich empfehle, darin nicht nur die Größe des Beschneiderahmens anzugeben, sondern auch die Position von Hand einzutragen und zu notieren.
Hat man ein weiteres Bild zugeschnitten, muß es zwischengespeichert (das jeweilige Ausgangsbild nicht überschreiben!) und dann das Ausgangsbild wieder geladen werden. Dabei ist zu beobachten, ob das Bildmotiv springt oder sauber der gleiche Ausschnitt getroffen wurde. Auch kleine Sprünge des Motivs verschlechtern im Mischungs-/Kombibild die Schärfe. Gegebenenfalls muß also der Zuschnitt wiederholt werden und dafür wandelt man leicht die notierten Positionswerte des Beschneiderahmens ab.
Zudem ist es sehr wahrscheinlich, daß man es beim Scannen nicht schafft, alle Bilder genau rechtwinklig einzuscannen. Folglich muß man beim Beschnitt auch noch auf feine Unterschiede im Drehwinkel des Motivs achten. Für Korrekturen empfehle ich dazu STRG+'Frei Drehen' (das Icon) bzw. den Frei-Drehen-Dialog. Dort kann man Winkel in 0,1° Genauigkeit einstellen und die Drehung leicht mit einem veränderten Wert wiederholen, da der Dialog die verwendeten Werte speichert.
Das exakte Beschneiden und Drehen macht den Löwenanteil der aufzuwendenden Arbeit aus!
Es ergab sich eine Bildgröße von 1175x1720 Pixel nach dem Zuschnitt. Für einen angestrebten 300 dpi-Druck waren damit die Bilder fast ideal doppelt so groß, also gut 600 dpi bei Wiedergabe in Originalgröße. Die doppelte Scanauflösung ist notwendig wegen der Punktauflösung. Würde man mit gleicher Auflösung scannen wie Drucken, ergeben sich Probleme, wenn das Scanraster nicht exakt die Bildpunkte trifft. Und da das praktisch immer der Fall ist, kann man dem mit doppelter Scanauflösung zuvorkommen. Dann macht selbst ein exakter Scanrasterversatz von 50% nichts aus, also ein Scannen genau der Zwischenräume der Bildpunkte.
Leider sind die Sprenkel nur geringer geworden, aber nicht ganz verschwunden. Sie sind außerdem gleichmäßiger, allerdings nicht gleichmäßig übers ganze Bild, sondern jeweils in Teilbereichen. Diese ungleiche Verteilung macht es Digi-Bildstörungs-Beseitigungsalgorithmen schwer:
Letztendlich müßte man eine relativ starke Wirkung benutzen mit dem Nachteil, daß dann weniger gestörte Bildteile sich ebenso verschlechtern, sprich, unschärfer werden.
6. Arbeitsschritt: Störungen beseitigen mit Neat Image
Ergebnis (Ausschnitt):
Bild 6: "Entrauschtes" Bild 5
Beschreibung:
Um die Sprenkel auch in den dunklen Bildteilen, insbesondere Haaren, ausreichend entfernen zu können, ist eine genaue Anpassung der Neat Image Parameter notwendig. Ich wollte mit den Einstellungen aber auf keinen Fall zu hoch gehen, denn dann wäre die Unschärfe völlig inakzeptabel geworden. Gefragt war also eine Gratwanderung.
Verständlicherweise gibts für dieses Spezialproblem weder fertige ladbare Entrauschprofile noch schafft die Automatik eine optimale Entrauschung. Zumindest Neat Images Automatiken allerdings gehen schon in die richtige Richtung und benötigen nur noch eine Feinjustierung der Parameter.
Das Bild ist nun frustrierenderweise ziemlich unscharf. Die Unschärfe entspricht in etwa einer Defokussierung, also nicht richtig scharfstellen beim Fotografieren. Nun galt es, die Unschärfe zu beseitigen.
7. Arbeitsschritt: Bilder entrauschen mit Neat Image inklusive Schärfen
Ergebnis (Ausschnitt):
Bild 7: "Entrauschtes" und geschärftes Bild 5 bzw. geschärftes Bild 6
Beschreibung:
Die Schärfung ist nicht berauschend, das Resultat sieht ziemlich künstlich und puppenhaft aus. An dieser Stelle habe ich die weitere Optimierung auf Weg 1 abgebrochen.
Abschlußüberlegungen zu Weg 1
Das Hauptproblem bei Weg 1 ist offenbar die Schärfe. Selbstverständlich habe ich auch FixFotos Schärfungsverfahren ausführlich auf das entrauschte Bild losgelassen, jedoch waren die erzielbaren Ergebnisse immer noch nicht annehmbar. Einerseits ist starke Entrauschung notwendig, andererseits geht damit starke Unschärfe einher - ein Teufelskreis.
Ansätze, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, gibt es:
a) Vorab das Mischbild (Nr. 5) vor dem Entrauschen schärfen - mit FixFoto. Die Entrauschung könnte dann bei besser sichtbaren Sprenkeln evtl. besser 'Zupacken'.
b) Verwendung von Dekonvolution als letzten Arbeitsgang, um die Unschärfe anzugehen.
Allerdings habe ich dann keine weitere Zeit investiert mit weiteren Schärfungsexperimenten mittels Dekonvolution, denn mir ist ein vielversprechenderer Weg eingefallen. Ich wollte auf dem Weg zum Optimalbild unterwegs möglichst wenig Qualität verschenken, um nicht hinterher wieder mühsam versuchen zu müssen, sie zu restaurieren.
Doch das ist Thema für das nächste Posting...
Einführung
Dieser Tip behandelt ein Spezialproblem und zeigt Wege auf, wie man trotz Widrigkeiten zu einem annehmbaren Resultat kommen kann. Die Bearbeitung ist aufwendig und lohnt sich nur, wenn man unbedingt auf ein weiterverwendbares Digitalbild angewiesen ist.
Beschreibung des Problems
Es gibt Fotopapier, das bei näherer Betrachtung eine regelmäßige Struktur hat. Sie besteht aus kleinen rautenförmigen Vertiefungen - siehe weiter unten die 1:1-Ausschnitte aus den Ausgangsbildern - die sich beim gescannten Bild in unregelmäßigen hellen Sprenkeln äußern. Man findet dieses Papier bei Fotos, die in matt ausbelichtet sind, nicht bei Hochglanz. Es ist aber nicht normales Matt, sondern nennt sich Seidenraster (Silk). Es wird meist in der professionellen Portraitfotografie eingesetzt und öfters auch bei Paßbildern. Es hat einen gewissen seidigen Glanz, der Bilder mit viel Haut lebendiger wirken läßt. Und es ist teurer als normales Fotopapier.
Verwendete Software
- FixFoto
Für den Zuschnitt, das Drehen, teilweise Schärfen und Weichzeichnen von maskierten Bildteilen. Weitere Bearbeitungen sind nicht Gegenstand dieses Tips. - Neat Image
Fürs 'Entrauschen', auch teilweise Schärfen. Entrauschen beseitigt hier aber nicht klassisches Rauschen wie von der DigiCam oder Filmkorn, sondern die hellen Sprenkel des Seidenraster-Scannens. Das Programm war eine wertvolle Hilfe wegen der fein abstimmbaren Parameter. Wer die Vollversion besitzt muß beachten, daß die nur unkomprimierte TIFF-Bilder verarbeiten kann. - Image Analyzer
Für die Dekonvolution, um in diesem Falle die durchs Entrauschen unscharfen Bilder zu schärfen.
1. Arbeitsschritt: Scannen des Bildes
Ergebnis (Ausschnitt):

Bild 1: Erster Testscan: Ausgangsbild
Beschreibung:
Nach dem enttäuschenden Scanergebnis - das Bild sollte in guter Qualität ausgedruckt werden können - folgte die Überlegung, wie das Bild optimiert werden könnte. Die erste Idee war, da es ein Lichtreflexionsproblem beim Scannen ist, daß man versuchen könnte, das Bild jeweils um 90° gedreht einzuscannen und die sich damit ergebenden vier Bilder in einem Bild zu überlagern. Die Hoffnung war, durch das Überlagern würden sich die Sprenkel aufheben.
2. bis 4. Arbeitsschritt: Scannen des Bildes jeweils 90° weitergedreht
Ergebnisse (Ausschnitte):



Bilder 2 bis 4: Scans um 90°, 180° und 270° gedreht
Beschreibung:
Wie man sieht, sind die hellen Sprenkel ziemlich unterschiedlich. Doch ob sie unterschiedlich genug sind, wird man erst nach dem nächsten Schritt sehen!
5. Arbeitsschritt: Mischen der Bilder
Ergebnis (Ausschnitt):

Bild 5: Mischbild der Bilder 1 bis 4
Beschreibung:
Um mit FixFoto die Bilder mischen zu können, müssen sie alle pixelgenau gleich groß sein. Wenn alle vier Bilder in der Computer-Ansicht selektiert sind, können sie auf einmal gemischt werden. Die Funktion dafür findet man unter 'Effekte'...'Bilder mischen'.
Um die Bilder allerdings sauber mischen zu können, müssen sie alle exakt den gleichen Ausschnitt zeigen. Der Zuschnitt mit FixFoto ist etwas schwierig. Mit der Maus alleine ist es nicht zu machen, man muß, nachdem man mit der Maus einen Rechteckrahmen aufgezogen hat, mittels TAB in den Dialog 'Rechteck' schalten. Ich empfehle, darin nicht nur die Größe des Beschneiderahmens anzugeben, sondern auch die Position von Hand einzutragen und zu notieren.
Hat man ein weiteres Bild zugeschnitten, muß es zwischengespeichert (das jeweilige Ausgangsbild nicht überschreiben!) und dann das Ausgangsbild wieder geladen werden. Dabei ist zu beobachten, ob das Bildmotiv springt oder sauber der gleiche Ausschnitt getroffen wurde. Auch kleine Sprünge des Motivs verschlechtern im Mischungs-/Kombibild die Schärfe. Gegebenenfalls muß also der Zuschnitt wiederholt werden und dafür wandelt man leicht die notierten Positionswerte des Beschneiderahmens ab.
Zudem ist es sehr wahrscheinlich, daß man es beim Scannen nicht schafft, alle Bilder genau rechtwinklig einzuscannen. Folglich muß man beim Beschnitt auch noch auf feine Unterschiede im Drehwinkel des Motivs achten. Für Korrekturen empfehle ich dazu STRG+'Frei Drehen' (das Icon) bzw. den Frei-Drehen-Dialog. Dort kann man Winkel in 0,1° Genauigkeit einstellen und die Drehung leicht mit einem veränderten Wert wiederholen, da der Dialog die verwendeten Werte speichert.
Das exakte Beschneiden und Drehen macht den Löwenanteil der aufzuwendenden Arbeit aus!
Es ergab sich eine Bildgröße von 1175x1720 Pixel nach dem Zuschnitt. Für einen angestrebten 300 dpi-Druck waren damit die Bilder fast ideal doppelt so groß, also gut 600 dpi bei Wiedergabe in Originalgröße. Die doppelte Scanauflösung ist notwendig wegen der Punktauflösung. Würde man mit gleicher Auflösung scannen wie Drucken, ergeben sich Probleme, wenn das Scanraster nicht exakt die Bildpunkte trifft. Und da das praktisch immer der Fall ist, kann man dem mit doppelter Scanauflösung zuvorkommen. Dann macht selbst ein exakter Scanrasterversatz von 50% nichts aus, also ein Scannen genau der Zwischenräume der Bildpunkte.
Leider sind die Sprenkel nur geringer geworden, aber nicht ganz verschwunden. Sie sind außerdem gleichmäßiger, allerdings nicht gleichmäßig übers ganze Bild, sondern jeweils in Teilbereichen. Diese ungleiche Verteilung macht es Digi-Bildstörungs-Beseitigungsalgorithmen schwer:
Letztendlich müßte man eine relativ starke Wirkung benutzen mit dem Nachteil, daß dann weniger gestörte Bildteile sich ebenso verschlechtern, sprich, unschärfer werden.
6. Arbeitsschritt: Störungen beseitigen mit Neat Image
Ergebnis (Ausschnitt):

Bild 6: "Entrauschtes" Bild 5
Beschreibung:
Um die Sprenkel auch in den dunklen Bildteilen, insbesondere Haaren, ausreichend entfernen zu können, ist eine genaue Anpassung der Neat Image Parameter notwendig. Ich wollte mit den Einstellungen aber auf keinen Fall zu hoch gehen, denn dann wäre die Unschärfe völlig inakzeptabel geworden. Gefragt war also eine Gratwanderung.
Verständlicherweise gibts für dieses Spezialproblem weder fertige ladbare Entrauschprofile noch schafft die Automatik eine optimale Entrauschung. Zumindest Neat Images Automatiken allerdings gehen schon in die richtige Richtung und benötigen nur noch eine Feinjustierung der Parameter.
Das Bild ist nun frustrierenderweise ziemlich unscharf. Die Unschärfe entspricht in etwa einer Defokussierung, also nicht richtig scharfstellen beim Fotografieren. Nun galt es, die Unschärfe zu beseitigen.
7. Arbeitsschritt: Bilder entrauschen mit Neat Image inklusive Schärfen
Ergebnis (Ausschnitt):

Bild 7: "Entrauschtes" und geschärftes Bild 5 bzw. geschärftes Bild 6
Beschreibung:
Die Schärfung ist nicht berauschend, das Resultat sieht ziemlich künstlich und puppenhaft aus. An dieser Stelle habe ich die weitere Optimierung auf Weg 1 abgebrochen.
Abschlußüberlegungen zu Weg 1
Das Hauptproblem bei Weg 1 ist offenbar die Schärfe. Selbstverständlich habe ich auch FixFotos Schärfungsverfahren ausführlich auf das entrauschte Bild losgelassen, jedoch waren die erzielbaren Ergebnisse immer noch nicht annehmbar. Einerseits ist starke Entrauschung notwendig, andererseits geht damit starke Unschärfe einher - ein Teufelskreis.
Ansätze, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, gibt es:
a) Vorab das Mischbild (Nr. 5) vor dem Entrauschen schärfen - mit FixFoto. Die Entrauschung könnte dann bei besser sichtbaren Sprenkeln evtl. besser 'Zupacken'.
b) Verwendung von Dekonvolution als letzten Arbeitsgang, um die Unschärfe anzugehen.
Allerdings habe ich dann keine weitere Zeit investiert mit weiteren Schärfungsexperimenten mittels Dekonvolution, denn mir ist ein vielversprechenderer Weg eingefallen. Ich wollte auf dem Weg zum Optimalbild unterwegs möglichst wenig Qualität verschenken, um nicht hinterher wieder mühsam versuchen zu müssen, sie zu restaurieren.
Doch das ist Thema für das nächste Posting...
