AW: Besser, je länger man guckt?
Moin Jo!
Vielleicht habe ich mich da zu poetisch ausgedrückt
Selbstverständlich verändert sich ein Bild, anders als Wein, nicht durch längere Lagerung..
(Wenn man mal vom Verbleichen von Farben absieht..)
Aber schon die Verarbeitung von Licht und Farbreizen braucht mehr oder weniger Zeit. Der berühmte "rote Punkt" springt sofort ins Auge, dieser Farbreiz bewirkt seinerseits, dass die Sensibilität für dezentere Farben, vor allem aus der grünen Ecke, zunimmt und nach einer bestimmten Zeit die Aufmerksamkeit auf diese lenkt usw. usf. Auf diese Art kann der Maler auf einer Bildfläche das Auge des Betrachters von einem Punkt zum anderen lenken, nur mit Farbe, und so Komposition in Bewegung aufbauen, wie ein Choreograph. So etwas ist darüberhinaus in hohem Maße auch von der Größe des Bildes abhängig und verhält sich dementsprechend unterschiedlich, auch was die Zeitdauer betrifft, die notwendig ist um diese Komposition überhaupt erfassen zu können. Wenn ich Größe sage, dann heißt das notwendigerweise auch: Abstand. Es ist also nicht egal, ob ich das Bild aus 20 cm oder aus 100 m Abstand betrachte. Man kann nun ein solches Bild entweder entsprechend platzieren oder im Titel vermerken. Ich habe mal ein Bild "3 Meter und 10 min" benannt, quasi als minimale "Bild-exif"...
Ferner ändert sich die Erkennungsfähigkeit des Betrachters im Laufe der Zeit, Kinder oder ältere Herrschaften reagieren auf identische Farbreize durchaus unterschiedlich, ganz zu schweigen von der kognitiven Bewertung dieser Erfahrungen. Auch ein Zeitphänomen.
Gruß Heiner