AW: Sensorreinigung Preis?
Als letale Dosis können bereits 5 g reichen
Hmmm, die Quelle dafür würd' ich ja schon mal gerne sehen. Was wohl richtig ist, ist daß der
LD50-Wert (die Menge, die bei einmaliger Gabe den Tod von 50% der Versuchstieren zur Folge hat) bei Ratten(!) oral bei
5628 mg/kg Körpergewicht ist (Quelle: Sicherheitsdatenblatt Fa. Merck).
Der
LDLo-Wert (die niedriste publizierte lethale Dosis -
lethal dose low) beim Menschen für orale Aufnahme (also trinken) liegt bei
143 mg/kg Körpergewicht. Das ist bei einem 75 kg Mann schon über 10 g. OK, die genannten 5 g könnten also für ein magersüchtiges Model möglicherweise reichen...
Soweit zur akuten Toxizität. Chronische Toxizität also z.B. Kanzerogenität oder Mutagenität wurde negativ getestet. Die Kennzeichnungspflicht T (giftig) wird ausschließlich durch die aktue Toxizität verursacht.
Das bekannte Beispiel der Erblindung ist zwar sehr prominent, dazu muß man aber schon erhebliche Mengen Methanol trinken(!). Bei einer Sensorreinigung mit einem mit Methanol getränkten Wattestäbchen ist das Risiko aber eher zu vernachlässigen - macht man das in einem gut gelüfteten Raum, atmet man nur geringsten Mengen davon ein. Somit sind kumulativen Wirkungen bei der Leberschädigung durch eine potentielle Sensorreinigung auch eher zu vernachlässigen. Wer bei der Sensorreinigung ein Bier nebenher trinkt, schädigt seine Leber damit deutlich stärker. Dennoch ist Methanol nunmal eine Chemikalie, die mit einem gewissen Sachverstand zu handhaben ist. Die Verwendung von Methanol würde ich auch nur bei guter Lüftung vornehmen und selbstverständlich sollte man das Zeug nicht trinken.
Ich will die möglichen Wirkungen von Methanol definitv nicht verharmlosen, aber man sollte die Kirche schon im Dorf lassen und vor allem die Fakten korrekt darstellen (wobei ich nicht ausschließen will, daß irgendwo im Internet der Wert von 5 g zu finden ist - nur sollte sowas durch eine seriöse(!) Quelle belegt sein).
Achja, und wo ich schon mal dabei bin: Methanol ist kein höhersiedender Alkohol - ganz im Gegenteil. Methanol siedet bei 65 °C (Ethanol - der "normale" Alkohol bei 78 °C). Methanol tritt bei der Alkoholdestillation im Vorlauf auf. Wird dieser nicht verworfen, dann kann Methanol im Schnaps landen (gerne bei Schwarzgebranntem von Leuten, die nicht so recht wissen, was sie tun).
Fuselalkohole sind längerkettige Alkohole (die also noch höher sieden) und entstehen bei der alkoholischen Gärung. Sie sind weniger giftig als Methanol oder Ethanol (Faustformel: je längerkettiger der Alkohol, desto ungiftiger) und dienen als Geschmacksträger. Daher sollte man die auch nicht gleich als "Kopfschmerzmacher" verteufeln, ohne die (unter anderem) schmecken alkoholische Getränke nicht so wie sie sollen. Reiner Ethanol schmeckt nämlich im Großen und Ganzen nach gar nichts - macht nur blau...
So, ich hoffe ich die Diskussion um die Giftigkeit von Methanol auf eine etwas fundiertere Basis stellen.
By the way: Ob Methanol bessere Reinigungsergebnisse als z.B. Isopropanol bringt, kann ich nicht aus Erfahrung beurteilen. Basierend auf den Lösungmitteleigenschaften, besonders der Polarität, würde ich eher darauf tippen, daß Isopropanol (das auch deutlich ungiftiger ist) die besseren Ergebnisse bringt (weil unpolarer, und damit besser fettlösend).
Generell wäre ich beim rumprobieren mit Lösemitteln vorsichtig, am Ende löst man mehr, als man wollte. Wer schon mal eine Plastikbrille mit Aceton versucht hat zu reinigen, weiss wovon ich rede...
Bevor ich aber Methanol verwenden würde, würde ich's erstmal mit Ethanol versuchen. Die Löseeigenschaften sind nur marginal von Methanol verschieden und die Giftigkeit deutlich geringer (obwohl der LD50-Wert für die Ratte oral auch immerhin bei 6200 mg/kg liegt - aber diese Werte sind eben nicht 1:1 auf den Menschen übertragbar) ist. Da kann man dann auch ggf. noch einen Schluck aus der Pulle nehmen - wobei man sich bekanntlich da auch die Leber mit schädigt (was aber die wenigsten wirklich stört).
In diesem Sinne: Prost!
Doc Eagle