Bildmanipulationen sind nachweisbar

guenter_w

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Hallo!

Vor einiger Zeit wollte ich eine Diskussion anstoßen über die Retusche , leider ist diese versandet.

Mag die Retusche aber technisch auch noch so "gekonnt" sein, wenn es sich um Dokumentationsfotos handelt, lassen sich Verfälschungen doch nachweisen, wie der Artikelauszug auf Spiegel-online aus der Zeitschrift "Technology Review" zeigt.

Vielleicht können wir ja doch mal die Diskussion wieder aufnehmen, ohne über den "Technikanteil" zu reden, sondern rein die moralisch-ethische Seite betrachten...


Gruß

Günter
 
AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

Hallo Günter,

die Frage für mich ist, ob man denn immer Manipulationen an Bildern nachweisen muss oder ob das nur grad jetzt ein Thema ist, wo es relativ einfach geworden ist. Zu analogen Zeiten wurde sicher nicht weniger manipuliert. Ich denke, dass es trotzdem nur wenige Leute gibt, die Retusche perfekt beherrschen, auch wenn sich viele dafür halten. ;)

Wenn man davon ausgeht, dass das Bild schon dann anders ist, sobald man es aufgenommen hat, weil ja jeder mit der Kamera ein Bild anders sieht, kann man, glaube ich, gar nicht auf nen grünen Zweig in solch einer Diskussion kommen.

Was mir nur bei solchen Artikeln oder Aufdeckungen auf den Keks geht, ist die Tatsache, dass meist abgestritten wird, dass ein Bild retuschiert wurde (siehe der Typ mit der Rolex). Ich glaube, wenn man dazu steht, kommt man ehrlicher rüber. Außerdem kommts meistens sowie so raus (siehe Bildzeitung und Trittin).

Grüße
Micha
 
AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

Ich habe mir letztens mal einen leuchtend roten Pickel von der Nase wegretuschiert. Den habe ich ja schließlich auch nicht immer.

Ist das schon eine Manipulation im ethischen Sinne? Ist hier eine Wahrheit verfälscht worden? Ich finde nicht, denn ich bin immer noch ich und die Grundaussage des Bildes ist unverändert, denn so wie ich ohne Pickel aussehe, kennt man mich üblicherweise. Der Pickel ist die Ausnahme. Ich habe mich nicht in einen anderen Kontext gestellt oder Details - wie bei dem Bild von Herrn Trittin im Spiegel Online Artikel - so verändert, daß eine gewollte Manipulation der Betrachter vorgenommen wird.

Ein anderer Fall. Ich habe ein Bild von unseren Kindern, das ich auf eine Kaffeetasse bannen lassen wollte. Nur das blaue Baustellenklo im Hintergrund wollte ich nicht auf der Tasse haben. Also weg damit. Hier befinde ich mich sicherlich in einem Grenzbereich, denn das blaue Klo hat die Grundaussage des Bildes schon ein gutes Stück mitbestimmt. Nun stehen die Kinder vor einer Winterlandschaft und nicht mehr vor einer Baustelle.

Im privaten Bereich kann ich mit solchen Fragestellungen gut umgehen, da die Bilder für einen sehr eingeschränkten Kreis von Betrachtern bestimmt sind, die oft genug die Umstände, unter denen das Bild entstanden sind, kennen.

Im öffentichen, medialen, Bereich sehe ich das weit problematischer. Die Macht der Bilder ist unbestritten, wobei die Manipulation des Betrachters ja auch schon damit anfängt, eine Szene aus einem bestimmten Blickwinkel - im wörtlichen Sinne - oder nur einzelne Aspekte davon aufzunehmen oder ein Bild entsprechend zu beschneiden und so aus dem Kontext zu nehmen. Bilder - ob zugeschnitten oder nicht - können ja grundsätzlich nur einen mehr oder weniger großen Teil einer Szene darstellen. Da habe ich noch keine EBV oder Retuschierpinsel angefaßt.

Meine persönliche Meinung ist, daß Bilder moralisch-ethisch fragwürdig sind, unabhängig davon ob retuschiert oder nicht, wenn mit der festen Absicht der Manipulation der öffentlichen Meinung eine Aussage dargestellt wird, die nicht den Tatsachen entspricht. Dazu gehört auch oft genug der Text, der dem Bild beigefügt wird. Oder die Art der Präsentation. Das erwähnte Bild von Herrn Trittin in der Zeitung wirkt, unabhängig von den eingefügten Texten und der vorgenommenen Manipulation des Seils, allein schon durch den Schwarz-Weiß Druck "brutaler" als das farbige Original. Der Text unterstützt diesen Eindruck und schon bezweifelt niemand, daß Herr Trittin mit Schlägern unterwegs ist.

Auch hier gibt es sicher Grenzbereiche, die den Philosophen eine Spielwiese bieten. Ist es eine fragwürdige Manipulation, Bilder von hungernden Kindern in Spendenaufrufen zu zeigen, auch wenn es für den Photographen ein leichtes wäre, den Hunger - zumindest vorübergehend - zu lindern??

Ich für meinen Teil mache die moralisch-ethischen Aspekte nicht an bewußten Veränderungen der Bilddaten fest sondern an der Frage der Manipulation des Betrachters. Wobei ich hier nicht zwischen Veränderungen zum Positiven oder Negativen unterscheide. Etwas "Schlechtes" schöner zu machen, ist für mich dasselbe wie der umgekehrte Fall.

Zu diesem bestimmten Thema gibt es sicher nur sehr persönliche Sichtweisen und ich bin schon gespannt darauf, wie die anderen Forumsmitglieder dies sehen.

Ralph
 
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AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

Hallo!

Der Spruch "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" verdeutlicht, dass wir mehr dem Auge als der Sprache trauen. Wenn wir ein Bild, gar eine Fotografie sehen, gehen wir davon aus, dass das Gesehene mit der Realität übereinstimmt. Dem Gesagtem oder Geschriebenen trauen wir nicht in dem Maße wie unseren Augen.

Wir wurden noch nie in der Geschichte so sehr mit Bildreizen überflutet wie jetzt. Die Medien leben vom schnell wechselnden Bildeinsatz und bringen gerne mal einen "Beweis".

Wie wir wissen, sind technische Bildmanipulationen möglich und werden mehr oder weniger gut tagtäglich eingesetzt. Wir haben mit der EBV ein mächtiges Werkzeug, das es auch dem Ungeübten relativ leicht möglich macht, nur schwer nachweisbare Veränderungen anzubringen. Das Bewusstsein der Verantwortung ist mit der technischen Entwicklung wie so oft nicht einher gegangen, sondern hat zum großen Teil noch gar nicht eingesetzt. Daher stellt sich für mich die Frage nach dem Ethos der EBV.

Was darf ich, was darf ich nicht? Wo steckt meine Verantwortung als Autor bzw. Bearbeiter? Wie groß ist diese?

Dass schon alleine die Wahl des Bildausschnittes eine Aussage trifft bzw. festlegt (einen "Blickwinkel") ist selbstverständlich. Mir geht es in erster Linie um aktive Veränderung von Bildinhalten!

Gruß

Günter
 
AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

guenter_w schrieb:
Daher stellt sich für mich die Frage nach dem Ethos der EBV.

Was darf ich, was darf ich nicht? Wo steckt meine Verantwortung als Autor bzw. Bearbeiter? Wie groß ist diese?

Dass schon alleine die Wahl des Bildausschnittes eine Aussage trifft bzw. festlegt (einen "Blickwinkel") ist selbstverständlich. Mir geht es in erster Linie um aktive Veränderung von Bildinhalten!

Gruß

Günter

Im privaten Bereich muß das m.E. jeder selbst entscheiden, was er machen will und was nicht.

Im öffentlichen Bereich ist es nun aber ganz genauso. Jeder entscheidet selbst, ob und was er verändern will. Vielleicht hat hier jemand das Buch "Stein und Flöte" gelesen. Es geht zwar nicht um EBV sondern um einen Protagonisten, der die Macht hat, seine Umgebung zu beinflussen. Sein Problem ist allerdings, daß er nicht wirklich zuhört. Er will immer nur das Beste und meint es auch immer gut. Nur ist er sich der Konsequenzen seines Tuns nicht bewußt und meistens endet das Ganze in einer Katastrophe.

Die Verantwortung bei der Veränderung von Bildinhalten ist hier m.E. ähnlich gelagert. Selbst kleine Veränderungen können in der Öffentlichkeit große Auswirkungen haben. Auswirkungen, die beabsichtigt sein können oder auch für den Verantwortlichen völlig überraschend kommen. Dieser Verantwortung muß ich mir bewußt sein, wenn ich Bilder verändere. Wenn die Regenbogenpresse Prinzessin Soundso mit dem Grafen Vonundzu zusammenmixt ist das sicherlich etwas, das im wirklichen Leben keine dramatischen Auswirkungen hat. Aber was ist mit George Dabbeljuh Bush und Osama bin Laden auf einem Bild, vielleicht sogar Hände schüttelnd und in halbwegs seriösen Medien plaziert? Bin ich mir bewußt, was ich damit bewirke? Wohl kaum.

In dem Moment, in dem Bildinhalte so verändert werden, daß eine andere als die ursprüngliche Aussage möglich wird, übernehme ich große Verantwortung und muß ggfs. mit den Konsequenzen umgehen können. Wie groß die Verantwortung im Einzelnen ist, erweist sich vielleicht erst im Nachhinein, wenn unbeabsichtigt eine Lawine losgetreten wurde.

Man stelle sich doch nur mal vor, das berüchtigte Victory-Zeichen, daß Herr Ackermann von der Deutschen Bank im Mannesmann-Prozeß gezeigt hat, wäre nachträglich zugefügt worden. Vielleicht hat er nur jemandem zugewunken. Ein "netter Gag", der für den, der diese Veränderung vorgenommen hat, zu ungeahnten, auch persönlichen, Konsequenzen hätte führen können.

Vorher kann ich es also nicht wissen, daher muß ich besondere Vorsicht walten lassen und im Zweifel lieber auf eine Veränderung verzichten.

Ralph
 
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AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

Hallo!

Das jüngste Beispiel einer Bildmanipulation hat gestern SPIEGEL online aufgedeckt. Der Deutsche Journalistenverband hat heute reagiert.

Ich glaube, damit können wir leben und vielleicht dies auch als Richtschnur für uns verwenden.

Gruß

Günter
 
AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

Schweißfleck entfernen = Bildmanipulation
Schweißfleck veröffentlichen = Manipulation mit Bildauswahl.

Wer möchte schon mit Saucenfleck veröffentlicht werden. Obwohl kleckern doch so menschlich ist.

Gezielt ausgewählte Glotzfotos und Perspektiven und Weitwinkel sind ethisch nicht besser.

Man kann auch einen Schweißfleck nicht mit einer Maschinenpisolenretusche vergleichen. Das ist völlig etwas anderes.

Sollte man (wer ist eigentlich das anonyme "man"???) ethisch, wie man ist, nicht gleich jedes Make-up untersagen. Das ist doch auch nur Retusche live und verhindert bereits die wahrhaftige Fotografie. "Triumph" gar, seit Erfindung von Schnüren und elastischen Fasern, geht schon in den Bereich verdeckter Geheimmanipulation und hat Generationen von Männern getäuscht!

Pfui!


Und meine Herren: Sagt nein zum Toupet!

Ach ja Günter, die Auswahl des Fotos von Frau Merkel ist meines Erachtens unbearbeitet ganz einfach geschmacklos!

Ich werde wohl auch in Zukunft nicht in mein Exif schreiben: "ursprünglich mit Heinz-Ketchup".
Dieser Beitrag muss jetzt wegen verbotener Werbung entfernt werden.
 
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AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

Hallo Heinrich!

Dass die genüssliche Veröffentlichung dieses "Skandals" dem Spiegel Freude bereitet, ist wohl unzweifelbar. Genau so manipulativ ist schon die Veröffentlichung durch den Fotojournalisten!

Nur dass sich der BR dazu hinreißen lässt, ein auch anderweitig veröffentlichtes Foto zu manipulieren, grenzt m. E. an journalistische Dummheit! Steilvorlage im Wahlkampf!

So haben wir es in beiden Veröffentlichungen mit Manipulationen zu tun, die beide prinzipiell dem Kodex widersprechen - das war von mir eigentlich so beabsichtigt.

Gruß

Günter
 
AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

ein auch anderweitig veröffentlichtes Foto zu manipulieren, grenzt m. E. an journalistische Dummheit!
Ja klar! Ohne Zweifel ist diese Grenze hier schon weit überschritten ;D ;D ;D und schon ertappt zu behaupten; ich hab' nix gemacht ist richtig witzig...

In der "saure Gurken Zeit" schwitzen Journalisten Ofen bar nicht besonders ;D
 
AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

Es ist halt Sommer. Sonst interessiert das doch niemanden.
Ansonsten stimme ich mit Heinrich überein, dass das Bild mit Fleck eher geschmacklos ist.

Grüße
Micha
 
AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

Hallo Heinrich und Micha (in alphabetic order!)!

Soo sauer ist die Saure-Gurken-Zeit nicht! Dafür hat Schröder ja in diesem Sommer gesorgt! Einerseits haben wir es mit einem öffentlich-rechtlichen Sender zu tun, andererseits mit dem Online-Auftritt eines führenden Wochenmagazins. Der lachende Dritte ist der Fotojournalist, der das Bild geliefert hat und nun kräftig absahnt!

Die beiden Veröffentlicher haben m. E. aus verschiedenen Gründen gegen die journalistische Ethik verstoßen: der BR durch die Auswahl und die Manipulation, dadurch hat er gegen das Gebot der neutralen Berichterstattung als öffentlich-rechtlicher Sender klar verstoßen; der SPIEGEL bzw. SPIEGEL online durch das "Aufdecken" und "Auslatschen".

Beide Fälle halte ich für das billige Aufbauen von Nebenkriegsschauplätzen im Wahlkampf.

Gruß

Günter
 
AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

Hallo und guten Abend,

ist es sicher das der Schweissfleck wegretuschiert wurde oder ist er bewußt in das Bild hineinretuschiert??? ??? |) ;D

Gruss
Helmut
 
AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

Hallo Hemut,

das ist in der Tat eine gute Frage. ;)

Grüße
Micha
 
AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

hallo,

sehr gut gestellte Frage, Helmut! ;)

Ich gebe offen zu, daß ich bei Personenfotos all die Dinge wegretuschiere, die die Person unnötig unvorteilhaft rüberkommen lassen.
Ich mache Zähne weisser, Falten weniger tief und einen kleinen Glanzpunkt in die Augen - und ich hab dabei auch nicht im entferntesten ein schlechtes Gewissen! 8-)
Die Leut solln so schön sein, wie sie es in Wirklichkeit sein könnten.

Und ich gebe auch zu, daß ich es verabscheue, unvorteilhaft auf Bildern auszusehen - der Hauptgrund, mir eine Kamera anzuschaffen, war, hinter der Kamera stehen zu können.... ;D

liebe Grüße
Christa
 
AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

Bildmanipulationen gibt es seit die Fotografie erfunden wurde und öffentlich dienen sie sicherlich der Beeinflussung. Privat maipulieren ich ähnlich wie Christa es dargelegt hat und das mache ich mit Hilfe von FF und ohne Scheu. Da werden meiner Frau schon mal die Mundwinkel hochgezogen und die Farbe der Lippen etwas nachgefärbt. Aber das merkt sie meistens und wenn nicht sage ich es Ihr oder der betroffenen Person. Während meines letzten Ägyptenurlaubs habe ich Mensche an Tempelanlagen wegretusciert, da sie mir dort nicht gefielen. Ich habe schon während des Fotografieren gedacht "..die retuschierst Du zu Hause mit FF weg". Retusche ist heute einfacher geworden, mehr nicht. Die Manipulation des Betrachters ergibt sich auch aus anderen Aspekten, dazu seht Euch dochmal die
http://www.rhetorik.ch/Bildmanipulation/Bildmanipulation.html Seite an.

Gruus

Helmut
 
AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

mit Hilfe von FF meiner Frau .... schon mal die Mundwinkel hochgezogen
na, na, das geht doch mit FF garnicht. Dei einzige Art zu manipulieren ist doch hier die Stauchung oder perspektivische Verzerrung

und wenn nicht sage ich es Ihr oder der betroffenen Person

Wenn ich ein Bild anhübsche, bekommt die Person niemals das Original zu sehen. Fotografieren neben mir noch andere die gleiche Person, würde ich höööchstens noch eine dezente Tonwertkorrektur (oder Gammakorrektur) vornehmen, die man dann "der besseren Kamera" zuschreiben darf. Dann bleibt die von andern bezeugte Hautunreinheit eben.

Retusche: ein Geschenk, wenn man damit nicht prahlt oder verletzt. Retusche ist auch nicht Erfindung der Fotografie. Ich habe ein Ölgemälde meiner Großmutter als Großmutter rabenseits mit einer zeitgleichen Fotografie verglichen. Wahrscheinlich wußte der Kunstmaler wofür er bezahlt wurde. Sie ist noch immer eine wunderschöne Frau.




Rabe
 
AW: Bildmanipulationen sind nachweisbar

Hallo und guten Morgen

@rabe
na, na, das geht doch mit FF garnicht. Dei einzige Art zu manipulieren ist doch hier die Stauchung oder perspektivische Verzerrung
Klar dafür gibt es andere kleine Progrämmchen.

Retusche: ein Geschenk, wenn man damit nicht prahlt oder verletzt.
Da kann ich Dir nur beipflichten.

Gruss
Helmut
 
mal ne spezielle Frage: bearbeitete Bilder

Hi,
gibts eine Möglichkeit, bei Bilder, die digital bearbeitet wurden, die bearbeitung zu erkennen? Ohne das Ursprungsbild zu kennen?

Gruß
Maiky
 
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