AW: Datensicherung / Workflow RAW
Hallo!
Hier noch ein paar nützliche Software-Tips, weils auch zum Thema gehört. Und zwar geht es darum, was man tun kann, wenns bereits zu spät ist und sich die Daten von CD-R oder DVD.R nicht mehr lesen lassen.
Zunächst mal die gute Nachricht: Es sind niemals alle Daten futsch, wenn man den Datenträger nicht gerade im Backofen hatte. Aber normale Ausleseprogramme brechen sofort ab, sobald sie auf einen Fehler stoßen. Besonders kritisch sind Lesefehler im Bereich des Datei- bzw. Verzeichnissystems. Wichtig ist, erst alle verfügbaren Laufwerke probieren. Manche sind fehlertoleranter als andere. Manche sind es bei CD-Rs, andere bei DVDs, etc.
Die
c't (Heft 16/2005) hat ein Tool erstellt, das quasi alle Daten rund um die Fehler herum noch einliest und auf Festplatte speichert. Was nicht lesbar ist, wird mit hex 00 abgelegt. Das Tool heißt
H2cdimage und kann gratis bei
ftp://ftp.heise.de/pub/ct/ctsi/h2cdimage.zip heruntergeladen werden. Das Programm sollte ggf. mit alle Laufwerken verwendet werden, denn wie gesagt, manche Laufwerke sind fehlertoleranter und können mehr Daten noch erkennen. Ob ein Laufwerk besser oder schlechter ist, sieht man schon nach wenigen Minuten, wenn man H2cdimage bei der Arbeit zuschaut.
Das ist aber erst der erste Schritt. Die als Image auf Festplatte übertragene CD-R oder DVD.R (für letztere ist eine NTFS-Partition der Platte nötig wegen der Imagedateigröße) muß in Dateien zerlegt werden. Wenn man das
Image auf einen gleichen
Datenträger brennt -
Daemon Tools oder
Virtual CloneDrive von Elby können das - kann die CD-R oder DVD.R dann normal mit dem
Explorer untersucht werden.
Ist das Dateisystem beschädigt, d.h., Verzeichnis- und/oder Dateinamen sind nicht mehr lesbar, kommt eine weitere Software zum Zuge:
IsoBuster (Shareware, Vollversion 26 $). Dieses Programm ist inzwischen ein universelles Datenrettungswerkzeug für CDs und DVDs. Viele Funktionen sind gratis, wer z.B. UDF-Unterstützung braucht oder das Retten verlorener Dateien anhand von Signaturen, muß eine Lizenz kaufen (würde ich machen!). Das Programm arbeitet entweder mit dem Image von
H2cdimage oder direkt mit dem beschädigten Medium. Es kann zwar selbst auch Images anlegen, aber nicht so gut wie
H2cdimage.
IsoBuster kann deshalb oft helfen, weil auf vielen Medien zwei Dateisysteme vorhanden sind. Homepage:
http://www.isobuster.com
Als drittes Programm sei
dvdisaster (Freeware) genannt, das einen anderen Ansatz verfolgt: Hat man vorher eine ECC-(error correction code)Datei angelegt und separat verwahrt, kann mit ihrer Hilfe die DVD restauriert werden. Je größer die ECC-Datei werden darf, desto besser kann
dvdisaster Fehler korrigieren. Voreinstellung ist ein siebtel der Mediengröße, damit lassen sich entsprechend verloren gegangene Sektoren komplett wiederherstellen, wenn sie genügend verteilt sind und nicht mehr als ein Siebtel der Anzahl aller Sektoren des Mediums ausmachen. Das Programm arbeitet nur mit Images. Homepage:
http://www.dvdisaster.com
Wenn dann das bestmögliche Image auf der Platte ist, kann z.B. bei verkratzten Medien versucht werden, mittels Polieren wieder mehr einlesen zu können. Wichtig: Dies erst als letzte Möglichkeit nützen, denn diese mechanischen Reparaturversuche können auch schiefgehen.
Die
c't schreibt, es wären noch eine Menge mehr solcher Datenrettungstools untersucht worden, doch keines erreichte ähnlich hohe Restaurationswerte wie obige Programme im Zusammenspiel.
Gruß,
Ralf
PS. Ein schon länger bekanntes, immer wieder genanntes und einfach bedienbares Datenrettungsprogramm ist
PC INSPECTOR™ smart recovery
PS2. Weitere Infos zur Datenrettung von
Speicherkarten:
http://www.ffsf.de/showthread.php?p=159524#post159524 ff.
PS3. Reparieren des JPEG-Headers könnte man auch Profis übertragen:
http://www.bilder-reparieren.de/jpg-fehler
PS4. Oktober 2010: Ein neueres Tool, wie h2cdimage, aber mit richtiger Benutzeroberfläche ist
IsoBuster.
PS5. Februar 2011: Das momentane Non-Plus-Ultra der Datenrettung - und zwar sowohl von gelöschten als auch mehr oder weniger verwürfelten Bildern, also solche mit seltsamen Farbstreifen ist Adroit Photo Recovery. Es wird auch von den Forensikern der Ermittlungsbehörden verwendet und ist das einzige Tool, das die patentierte SmartCarving™-Technologie verwendet. Diese wurde vom Polytechnischen Institut der Universität New York entwickelt.
Programm-Homepage:
http://photo-recovery.info
SmartCarving™-Info:
http://photo-recovery.info/recover-more-photos (inkl. Beispielbilder)
Preis: 19,99 $
PS6. April 2011: Ein weiteres Tool, das z.B. das Magazin CHIP als 'professionelle Reparatursoftware' tituliert, ist PixRecovery. Es soll vielerlei JPEG-Fehler (und GIF, TIFF, BMP, PNG und sogar RAW) vollautomatisch reparieren können - soll, da ich keine Beispiele im Web gefunden habe. In der englischen Beschreibung steht, es repariert 'corrupted jpeg files'. Die Bewertungen bei Download-Portalen variieren sehr, von 18% (von 100%) bis 3,2 (von 5). Falls jemand aussagekräftige Testbilder hat, bitte zeigen. Was man in Foren so liest, repariert es ca. 50% der Bilder.
Programm-Homepage:
http://www.officerecovery.com/de/pixrecovery
Die Vollversion kostet immerhin 49,- $