AW: Von Frontlinsenöffnungen und Blendenstufen (Achtung: viel Theorie!)
Hallo!
Hier nun zur Auflösung der Frontlinsengeschichte, die ja gewünscht wurde. Ich muß da aber etwas ausholen.
Als meine Schwester und ich vor rund 30 Jahren mit der Spiegelreflexfotografie mit Minoltageräten anfingen, machte mein Vater damals zur Bedingung, daß wir vor Erhalt der ersten SLR die praktischen Grundlagen können müßten. Er brachte uns dann selbst alles Wichtige bei über Blendenzahl und -öffnung, Belichtungszeit, Objektivlichtstärke, Brennweite und Tiefenschärfe.
Das war gut, denn dadurch gelangen von Anfang an fast alle Bilder und wir konnten schon selbst beurteilen, welche Objektive für die Sammlung wünschenswert waren. Ich hatte in meinen Beiträgen die Info unterschlagen, daß ich selbst mit einem 50er/1:1,4 anfing. Meine Schwester dagegen hatte das 1:1,7. Beide Objektive verhielten sich der Norm entsprechend und lieferten gleiche Belichtungszeiten bei gleichen Blendenzahlen ab.
Ich erinnerte mich, daß meine Schwester schon länger ein lichtstärkeres Normalobjektiv (also ein 50er) haben wollte. Das war vor einiger Zeit. Als ich günstig an ein neuwertiges gebrauchtes 50er/1:1,2 kommen konnte, war es als ideales Weihnachtsgeschenk auserkoren. Natürlich hatte ich es vorab auch mal bei mir drauf.
Vielleicht war die oben berichtete Abweichung der Belichtungszeit der Grund, weshalb es der Vorbesitzer verkauft hatte. Wäre die Abweichung nicht so deutlich gewesen, wäre mir auch nichts aufgefallen, danach sucht man ja nicht. Da das Objektiv ansonsten hervorragende Bilder macht, stört das auch nicht.
Das Kuriosum war aber hervorragend geeignet, hier gewisse, vermeintlich berechtigte, Zweifel anzumelden an der Norm. Nur schade, daß erst spät Erklärungsversuche kamen. Damit zur eigentlichen Frontlinsendiskussion.
David hatte eigentlich nach jedem meiner Postings die Möglichkeit durch Eingehen auf meine zentrale Frage, alles klarzustellen und "der Kas wär gegessen gewesen". Ich bezog mich ja wohlweislich grundsätzlich nur auf das was
vor der Blende geschah und wenn mal indirekt auf das was nach ihr geschieht immer nur mit einer Frage.
Statt einer knappen konkreten Antwort auf die eigentliche Frage "Welchen Durchmesser hat der Lichtkegel, der auf die Blende fällt" kamen ellenlange Abhandlungen, die leider die Frage nicht beantworten konnten. Dazu sagt man wohl, 'er hat sich stets bemüht'. Und was für Abhandlungen, denen man zeitaufwendige Recherche im Web anmerkte, die mir aber wenig aus eigener Feder zu stammen schienen. Mein Eindruck, ich weiß es nicht.
Wären die Abhandlungen nicht mit wachsender Anzahl herablassender Anspielungen gespickt gewesen, hätte ich das Ganze abgekürzt und selbst geantwortet. Dazu unten mehr. So aber sah ich den nutzlosen Arbeitsaufwand mit leichter Schadenfreude als gewisse Entschädigung für die unsachlichen Anmerkungen.
Nach genügender Widerspenstigkeit meinerseits kam dann folgende Aussage, die ich dagegen als eigene Davidsche Leistung ansehe
Und, JA, alle maßgeblichen Lichtkegel sind bei allen Objektiven gleicher Brennweite und gleicher Blendeneinstellung "INTENTISCH", wie mein seliger Lateinlehrer zu sagen pflegte.
denn sie wird wohl so nirgends zu finden sein, weil sie falsch ist. Da sie aus dem Zusammenhang genommen wurde die Erklärung, mit 'maßgeblichen Lichtkegel' wurde Bezug darauf genommen, welchen Durchmesser der Lichtkegel hätte der die Blende trifft.
Und folgende Aussage ist für einen technischen Redakteur nicht befriedigend:
Was im Objektiv passiert, das weiß keiner, das muss auch keiner wissen, und es interessiert für die diskutierte Frage auch überhaupt nicht, da deren Beantwortung davon unabhängig ist, was im Objektiv vor sich geht.
Ich wollte es aber wissen, es war genau die Frage, die ich stellte. Man kann also schlecht sagen, es interessiert nicht. Eine andere Antwort geht zwangsläufig an der Frage vorbei.
Leider waren dann die Illustrationen in Beitrag #41 so eindeutig, daß jeder die Antwort sofort hätte ablesen können. Nur die verbale Ausführung, in Form einer Antwort exakt auf die Frage eingehend, kam nie. Doch nun war es so offensichtlich, daß ich nichts mehr schreiben konnte. Dankenswerterweise sprangen dann aber etliche Mitleser in die Bresche.
Dabei wäre ganz leicht logisch zu erschließen gewesen, was sich in unterschiedlich lichtstarken Objektiven abspielen muß. Ich hätte mir also in etwa folgende Punkte in einer Antwort gewünscht.
Für Objektive mit gleicher Brennweite gilt:
1. Eine größere Frontlinse sammelt mehr Licht als eine kleinere
2. Die Gesamtlichtmenge, die die Blende trifft, ist bei höherer Objektivlichtstärke größer
3. Die effektive Blendenöffnung ist bei gleicher Blendenzahl immer gleich
4. Die Helligkeit des Bildes auf Sensor/Film ist bei gleicher Blendenzahl immer gleich
5. Aus
4. folgt, die Lichtmenge, die die Blende passiert, ist bei gleicher Blendenzahl immer gleich
6. Aus
5. folgt, die Lichtmenge pro Fläche auf der Blende ist immer gleich
7. Aus
2. folgt, der Lichtkegel, der die Blende trifft, muß einen jeweils verschiedenen Durchmesser haben, damit
5. gilt
Punkt
7. wäre die gesuchte Antwort gewesen, die im logischen Kontext ganz eindeutig ist. Und weil der Lichtkegeldurchmesser auf der Blende größer ist, kann auch eine größere Maximalblendenöffnung genutzt werden.
Es hat sich nichts an der Anfangsaussage von mir geändert, die in Beitrag #1 zitiert wurde. Diese Aussage ging nur bis Punkt
2. der obigen Liste. Die Punkte
3. bis
7. wurden nicht tangiert. Wie schon in Beitrag #7 gesagt, eine nutzlose Diskussion, aber amüsant.
Gruß,
Ralf