AW: TFT oder CRT-Monitor zur Bearbeitung ?
Hallo Ralf,
Im Prinzip stimme ich dir zu, dass man mit sRGB nicht viel falsch machen kann und es sich als Quasi-Standard durchgesetzt hat. Ich finde es nur schade, wenn man die Möglichkeiten, die CMM bietet, nicht ausschöpft. Ich will jetzt nicht den Eindruck erwecken, ein CMM-Fanatiker zu sein und irgendjemanden überzeugen zu wollen. Als ich angefangen habe, mich beruflich damit zu beschäftigen, hatte ich grade mal davon gehört und mir gedacht, das geht mich als Fotograf ja gar nichts an, damit schlagen sich nur die Druckleute herum. Und Amateure schon gar nicht. Damals fing es an, dass Negative schon auf Laserbelichtern gescannt und in guter Qualität ausgegeben wurden. Da war Farbmanagement immer noch kein Thema - die Maschine machte das irgendwie gut.
Dann bekam ich meinen ersten A3-Tintenstrahldrucker, einen Epson Stylus EX. Mit dem hab ich versucht, die Scans des Minilabs in genau der schönen Qualität auszudrucken wie die Originalfotos. Dabei bin ich fast verrückt geworden - es ging nicht. In der Automatik-Einstellung des Treibers kamen die Bilder viel zu hell und dennoch quietschbunt heraus und ohne Automatik dunkelgrün und knochenhart. Da hatte ich es immer noch nicht geschnallt. Versuchte, mit Farb- und Gammakorrekturen, mit Treiber- und Papiereinstellungen, mit selbstgestrickten Korrekturkurven und Gradationsverbiegungen das Problem in den Griff zu kriegen. Es ging nicht. Dann bekamen wir unser erstes Spektralfotometer und Software zum Erstellen von Profilen.
Ich natürlich gleich an den Epson - Chart ausgedruckt - gemessen - Profil erstellt - dem Drucker in der Systemsteuerung zugewiesen und Bild gedruckt. Eine einzige Katastrophe! Die Farben hatten nicht im entferntesten was mit der Vorlage zu tun. Wieder Treibereinstellungen verändert und so weiter - kein Ergebnis. Ich konnte jetzt zwar Profile erstellen, hatte aber immer noch keine Ahnung von Farbmanagement. Ich hatte nämlich einen ganz wichtigen Punkt dabei vergessen: eine Bildverarbeitung, die auch mit Profilen umgehen konnte. Um Photoshop hatte ich bis dahin einen weiten Bogen gemacht, weil andrere Programme viel einfacher zu bedienen waren und ich das Teil eigentlich nicht mochte. Aber es konnte vernünftig mit Profilen umgehen (im RGB-Bereich allerdings erst ab Version 6 - bis dahin ging nur CMYK - ein Zeichen dafür, dass man bei Adobe erst da begriff, dass auch RGB-Leute CMM brauchen).
Meine bis dato benutzen Programme zeigten auf dem Bildschirm alles in sRGB an, egal, woher die Daten kamen. Eine Softproof-Vorschau war schon gar nicht drin und damit war die Druckausgabe ein Lotteriespiel. Nachdem ich mich zähneknirschend in Photoshop eingearbeitet hatte und den Unterschied zwischen Profil zuweisen, in Profil konvertieren und Arbeitsfarbraum kannte, war der Rest ein Kinderspiel. Ich konnte auf dem Bildschirm sehen, wie der Drucker drucken würde (und auch, wo er Schwierigkeiten bekommen würde), konnte das Profil on-the-fly anwenden und die Ergebnisse waren ab da perfekt.
Damit hatte ich nebenbei einen Einsatzbereich für Farbmanagement entdeckt, für den es eigentlich gar nicht gedacht war - nämlich aus einem schlechten Drucker einen guten zu machen. Tja, und von da an war es für mich sehr schwierig, nicht davon überzeugt zu sein. Das Prinzip lässt sich auf alle Ausgabesysteme übertragen.
Ich hoffe, diese kleine Geschichte schreckt niemanden vom Farbmanagement ab. Obwohl es jetzt erst richtig interessant wird. Was ist mit Rendering-Intents, Tiefenkompensierung usw. uns stimmen die immerhin 70 Jahre alten Primärvalenzen, auf denen das System aufbaut, überhaupt noch? Aber das gehört nun wirklich nicht hierhin.
Übrigens - mein Bildchen sieht hier etwas anders aus als sonst. Woran kann das liegen? Kleiner Tipp: schau es dir mal in Fixfoto an und vergleiche die Thumbnail-Ansicht mit der Ansicht im Bearbeitungsfenster. Aber das gehört endgültig nicht mehr hierhin...
Gruß Frank Rollfilm